RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln
RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln
1619-3741
Zeitschrift für Verbraucher-, Privat- und Nachlassinsolvenz
ZVI
2024
Literatur
Sinz, Ralf/Pollmächer, Frank/Schumacher, Stephan, Verbraucherinsolvenz und Insolvenz von Kleinunternehmen,
4. neu bearb. Aufl., 2024, RWS Verlag, XXVII und 466 S., 98 €, ISBN 978-3-8145-2335-4
Das Verbraucherinsolvenzverfahren ist statistisch deutlich häufiger als das Insolvenzverfahren über das Vermögen von juristischen Personen oder Personengesellschaften. Das Statistische Bundesamt berichtete unlängst, dass allein im Mai 2024 5.691 Verbraucherinsolvenzverfahren und damit 0,2 % mehr Verfahren als im Vorjahresmonat beantragt worden sind. Demgegenüber wurden lediglich 1.934 Unternehmensinsolvenzverfahren im Mai 2024 beantragt, was allerdings einer Steigerung von 30,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Die Zahlen belegen, dass insbesondere gescheiterte Kleinunternehmer sowie Verbraucher die Insolvenzgerichte und Verwalter beschäftigen.
Ein Druckwerk, das innerhalb von zehn Jahren fünf Auflagen erlebt, bedarf an sich keiner Anpreisung mehr. Gleichwohl soll der Blick auf die soeben erschienene Neuauflage gerichtet werden, da sie schnell zum unentbehrlichen Helfer in der alltäglichen Arbeit wird. Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die Verfasser wissen, worauf es ankommt.
Zunächst wird die Abgrenzung zwischen Verbraucher- und Regelinsolvenzverfahren dargestellt (Kapitel A.), bevor der außergerichtliche Schuldenbereinigungsversuch (Kapitel B.) thematisiert wird. Das Insolvenzeröffnungsverfahren ist Gegenstand von Kapitel C, bevor das eröffnete Insolvenzverfahren in Kapitel D umfassend, detailliert und kenntnisreich behandelt wird. Systematisch konsequent wird eingangs der Insolvenzverwalter im Verbraucherinsolvenzverfahren untersucht, bevor die Abwicklung von Verträgen, die Verwertung der Insolvenzmasse, die Aufrechnung, die steuerlichen Pflichten, das Berichtswesen, der Verfahrensabschluss sowie der Vollstreckungsschutz erörtert werden. Auch die Eigenverwaltung und der Insolvenzplan werden knapp, aber völlig hinreichend behandelt. Das Restschuldbefreiungsverfahren ist Gegenstand von Kapitel E, bevor der Tod des Schuldners in Kapitel F thematisiert wird.
Alle Kapitel sind angemessen gewichtet, insbesondere werden die Themen, die sich im Verbraucherinsolvenzverfahren täglich stellen, verständlich und praxistauglich dargestellt; dies betrifft insbesondere die in Verbraucherinsolvenzverfahren und Insolvenzverfahren über Kleinunternehmer nicht trivialen Fragen der Verwertung der Insolvenzmasse. Gerade diese Tätigkeiten sind von Bedeutung, wenn es zunächst einmal darum geht, die Verfahrenskosten zu decken. Für natürliche Personen kommt die Stundung der Verfahrenskosten in Betracht, die in zahlreichen Fällen überhaupt erst die Eröffnung des Insolvenzverfahrens und damit die Erlangung der Restschuldbefreiung ermöglicht.
An die Darstellung an sich schließen sich drei Anhänge an, wobei der erste Anhang 28 Muster für die gerichtliche Bearbeitung enthält, die durchweg erkennen lassen, dass es sich bei den Verfassern um erfahrene Praktiker handelt, die ihre langjährige Berufserfahrung zu Papier gebracht haben. Anhang 2 enthält eine Checkliste der (un-)pfändbaren Einkommensbestandteile, bevor Anhang 3 die Pfändungstabelle wiedergibt, die kompakt unter Berücksichtigung der Unterhaltspflichten erkennen lässt, ab welchem Nettoeinkommen ein Massezufluss zu erwarten ist.
Ein umfassendes Stichwortverzeichnis erschließt den Inhalt des Werkes über die gelungene Gliederung hinaus. Dem Stil der Skripte aus dem RWS Verlag folgend sind die Hinweise auf Rechtsprechung und Literatur blockweise im Fließtext abgesetzt, so dass auf den ersten Blick erkennbar ist, welche relevante Rechtsprechung und Literatur bei der Aktenbearbeitung zu berücksichtigen ist. Im laufenden Text finden sich zahlreiche Tabellen und Berechnungsbeispiele, die das Verständnis erleichtern.
Die Verfasser bürgen für eine alltagstaugliche und zugleich fundierte Darstellung. Prof. Dr. Ralf Sinz ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht sowie Diplom-Kaufmann und Honorarprofessor an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Frank Pollmächer ist weiterer aufsichtsführender Richter am Amtsgericht Düsseldorf und leitet dort das Insolvenz- und Restrukturierungsgericht. Stephan Schumacher ist seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung am 1. Januar 1999 Rechtspfleger beim Amtsgericht Köln und seit 20 Jahren stellvertretender Gruppenleiter der dortigen Insolvenzabteilung.
Das Werk eröffnet sowohl dem Einsteiger als auch dem Fortgeschrittenen ein Kompendium wichtiger und aktueller Informationen zur Bearbeitung insolvenzrechtlicher Sachverhalte, unabhängig davon, ob als Insolvenzverwalter, gläubiger- oder schuldnerberatender Rechtsanwalt oder Insolvenzrichter bzw. -rechtspfleger tätig ist. Die Anschaffung, aber noch viel mehr die tägliche Arbeit mit dem Buch sind ein wahrer Gewinn.
Prof. Dr. Jens M. Schmittmann, FOM Hochschule, Essen