2. Aufl., 2022, Nomos, 1.712 S., gebunden, 129 €, ISBN 978-3-8487-8873-6

Das mir erstmals vorliegende Werk ist in 2. Auflage 2022 erschienen.

Die Edition ist sehr ansprechend, klar und übersichtlich gestaltet. Die drucktechnische Gestaltung ist auf höchstem Niveau, was ebenso wie die Haptik des handlichen Formats gefällt.

Die Gliederung des Werks orientiert sich an der InsO, was einem Kommentar entspricht, die Untergliederung zu den jeweiligen Vorschriften ist angenehm übersichtlich gestaltet, der Stichworteapparat ist absolut gelungen.

Die „Unterüberschrift“ der Werksbezeichnung „Handkommentar“ ist absolut treffend. Fast egal, zu welchem Thema der InsO ich den Blick in das Werk richte, findet sich eine kurze, knackige und prägnante Kommentierung, die dabei auf dogmatische Ansätze nicht verzichtet. Die Bearbeitung weist eine erfreuliche Detailgenauigkeit auf. Der Fußnotenapparat ist umfangreich und aktuell. Zur Stimmrechtsfestsetzung im Rahmen des § 77 InsO hätte man sich für Anfänger der Gerichtspraxis etwas mehr „Input“ gewünscht, aber dies ist „Kritteln“ auf hohem Niveau. Das Werk wird für mich dennoch ein „Sitzungsbegleiter“.

Die Kommentierung zum Insolvenzplan verschafft einen instruktiven Blick auf die zu beachtenden Regularien und Anforderungen an die Planvorlage sowie den gerichtlichen Prüfungsumfang. Dabei bleiben die Ausführungen nicht stehen, Terminsdurchführung, Stimmrechte, Obstruktionsverbot und Minderheitenschutz sind ordentlich kommentiert; auch hier erweist sich das Werk als tauglicher Sitzungsbegleiter. Sehr gelungen ist die Kommentierung zur Einstellung des Verfahrens nach §§ 207 ff. InsO, hier insbesondere die in der gerichtlichen Praxis immer wieder zu Unklarheiten führende Einstellung nach den §§ 212 ff. InsO.

Jenseits des „Reingreifens“ in einzelne Stellen des Werks war bei der genaueren Sicht zum Thema „Restschuldbefreiung“ neben dem enorm gut recherchierten jeweiligen Meinungsstand und der sehr guten Darstellung erfreulicherweise festzustellen, dass die Kommentierung mit praktischen Beispielen und Hinweisen arbeitet; dies zugleich fundiert, insbesondere hinsichtlich des neuen Rechts. Die Fragestellungen sind sowohl für die Beratungspraxis als auch für die gerichtliche Praxis fast leitfadenartig herausgearbeitet.

Die Kommentierung bleibt aber nicht bei der InsO stehen:

Kurz und knapp wird die InsVV erläutert, desweitern erfolgt ein Ausflug in die ZPO zum Gerichtsstand und den im Stundungszusammenhang relevanten Vorschriften zur Prozesskostenhilfe.

Interessant ist eine gelungene Kommentierung zu § 240 ZPO sowie der Vorschritt des § 294 ZPO, die für das Insolvenzantragsverfahren praktische Relevanz hat. Erfreulicherweise findet sich eine insolvenzspezifisch ausgerichtete Kommentierung zum Akteneinsichtsrecht nach § 299 ZPO und den ZPO-Rechtsmitteln, soweit sie im Insolvenzrecht greifen.

Das noch ein Konnex des Insolvenzrechts zum Recht der Einzelzwangsvollstreckung geschlagen wird und wirklich ausgreifend und fundiert kommentiert wird, lässt das „Praktikerherz“ erfreuen. Dies wird noch abgerundet durch eine hochaktuelle Kommentierung zum sog. P-Konto.

Es ist des Weiteren noch RPflG, RVG, StGB, soweit insolvenzrechtlich relevant, SGB und RDG kurz kommentiert worden und eine Stichwortkommentierung zum Steuerrecht schließt sich an. Das Autorenverzeichnis erweist, dass die Insolvenzrechtlerinnen und Insolvenzrechtler weitgehend Insolvenzpraktikerinnen und -praktiker sind.

Fazit: Das Werk wird dem Anspruch des Titels (und insbes. des Untertitels) mehr als gerecht, es ist jedem anzuempfehlen, der sich mit dem Thema der Restschuldbefreiung professionell befasst und darüber hinaus den Gerichtspraktikerinnen und -praktikern im Insolvenzpensum – auch über das Thema der Restschuldbefreiung hinaus. Viel Werk für einen guten Preis!