RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln
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1619-3741
Zeitschrift für Verbraucher-, Privat- und Nachlassinsolvenz
ZVI
2022
Literatur
Frind, Praxishandbuch Privatinsolvenz,
3. Aufl., 2021, Nomos, 878 S., gebunden, ISBN 978-3-8487-7857-7, 98 €
Das Werk liegt nunmehr in der 3. Auflage vor. Dem Vorwort nach soll es sich auch an eine über den Insolvenzfachbereich hinausgehende breitere Klientel richten. Das Vorwort im Übrigen ist programmatische Kritik oder Kritik des Programmatischen.
So zutreffend die Kritik im Vorwort ist, wo sie auch hingehört, erscheint dies für „Nicht-Insolvenzrechtler“ oder Anfänger nicht unbedingt einladend.
Die Gliederung des Werks ist wie bereits in der Vorauflage sehr gut aufgebaut, sie folgt „verfahrenschronologisch“. Sauber eingepasst sind die kritischen Anmerkungen zu den Reformumsetzungen des Gesetzgebers. Ein Schwerpunkt des Werks liegt auf dem Thema der Restschuldbefreiung, dies auch in sämtlichen Facetten, wie sie in der Praxis auftauchen, dies vom Eröffnungsverfahren bis hin zur Erteilung der Vollstreckungsklauseln nach Verfahrensabschluss. Insbesondere herausgearbeitet werden aber auch die für das Antragsverfahren im Zusammenhang mit der Restschuldbefreiung für die richterliche Praxis auftretenden Fragen. Für die richterliche Praxis ist insbesondere zur Versagung der Restschuldbefreiung breiter Raum gegeben. Im Bereich der Forderungsfeststellung, insbesondere mit restschuldbefreiungsfesten Forderungen bzw. der Zulässigkeit entsprechende Forderungsanmeldungen, weist das Werk – wie an anderen Stellen auch – eine enorme Detailtiefe auf. Dem Thema der Eigenverwaltung sowie dem der Insolvenzplansanierung wird sich ebenso mit entsprechender Detailtiefe und einer prägnanten Strukturierung gewidmet.
Die Gestaltung des Werks ist wegen der Schaubilder und der besonderen Praxishinweise in der graphischen Aufmachung über den fachlichen Inhalt hinaus erfreulich griffig editiert.
Was den wesentlichen Vorzug ausmacht ist, dass sich das Werk aufgrund seines Aufbaus, der prägnanten Formulierungen und der immer wieder auf die Strukturen darstellenden Weise sehr gut liest. Des Weiteren dient es bei konkret auftretenden Problemen als Nachschlagewerk, welches auf den Punkt gebrachte Erkenntnis bringt, ohne hierbei den Bezug zu Wissenschaft und Rechtsprechung zu vernachlässigen.
Oder um es einmal anders zu formulieren: „hier findet man nicht ein Statement mit dem Zusatz in der Fußnote ‚anderer Ansicht…‘ wer auch immer, sondern bei Knackpunkten werden Auffassung in Lehre und Rechtsprechung, letzteres bis hin zu relevanten amtsgerichtlichen Entscheidungen, so referiert, dass man einen unmittelbaren Anwendungsnutzen als Rechtspraktiker daraus ziehen kann; „man weiß, was zu tun ist, und warum!“
Dem Autor ist einmal mehr der große Wurf gelungen, zum einen das Privatinsolvenzrecht wie kein anderer so fundiert aufzuarbeiten und so umfassend darzustellen, und zum anderen, dies in einem praxisorientierten Format zu tun.
Dogmatisch fundiert, hochaktuell, zu (fast?) jeder Problematik Lösungsansätze liefernd! Das Teil gehört auf jeden Schreibtisch derer, die sich mit dem Thema Privatinsolvenzrecht beschäftigen.
Um auf den Anfang der Besprechung zurückzukommen und damit auf das wenig einladende Vorwort zur Kritik an der Rechtlage sei aus dem Vorwort der 2. Auflage zitiert:
„Der Verfasser hofft, mit dieser, insbesondere mit sehr vielen Rechtsprechungshinweisen versehenen ‚Darstellung aus einer Hand‘ das allseitige Verständnis für das Verfahren – und seiner zahlreichen Einzelprobleme – nicht zur fördern zu können, sondern insgesamt zu zeigen, dass das ‚Privatinsolvenzverfahren‘ ein ebenso spannende wie wichtiges Teilgebiet des Insolvenzrechts ist, das zu wenig genutzt wird.“
Das ist auch für die 3. Auflage eine nach wie vor geltende Einladung zu einer Reise in das Privatinsolvenzrecht. Ein für die Praxis unverzichtbares Werk.
Wat für e booch!
Lutz Erdmann, Dipl. Rpfl. (FH), Justizfachwirt, AG Düsseldorf – Insolvenzgericht