Seit mehr als zehn Jahren kenne und schätze ich Ulrich „Uli“ Jäger. Immer wenn wir uns begegnet sind, ging es auch um Fußball und die unter Fußballfans üblichen kleinen Boshaftigkeiten. In den letzten Jahren war dies für mich (HSV) nicht einfach, wenn ich auf den Uli Jäger (Werder Bremen) traf, gerade in den Zeiten, als der HSV schon in der zweiten und Werder noch in der ersten Bundesliga spielte.

Mittlerweile spielen beide Traditionsvereine bekanntlich in der zweiten Liga, leider. Für Ulrich Jäger hat das nie gegolten. Er war und ist erste Liga, namentlich wenn es um den klaren Blick auf das Privatinsolvenz-Geschehen geht, und zwar – und das ist durchaus bemerkenswert, weil eher selten – aus Gläubigersicht. Dies belegen insbesondere seine zahlreichen kritischen, manchmal sogar scharfen, aber nie verletzenden Beiträge, die er für die ZVI verfasst hat. Insbesondere dann, wenn es um Reformen der Insolvenzordnung ging, lief Ulrich Jäger immer und verlässlich zur Höchstform auf. Ein „Best-of“ seiner schönsten Statements habe ich für dieses Heft zusammengestellt (S. 474). Außerdem in diesem Heft: Viele Beiträge aus dem Kreis der ZVI-Herausgeber und -beiräte, darunter auch solche von langjährigen Weggefährten, die es sich nicht haben nehmen lassen, an dieser Hommage für Ulrich Jäger mitzuwirken.

Ulrich Jäger, Jahrgang 1956, ist ein ZVI-Urgestein: Mann der ersten Stunde, also bereits seit 2002 dabei. Als ich dann später, Ende 2012, dazukam, war auch er es, der mir sofort das Gefühl gab, zum ehrwürdigen Kreis der ZVI-Herausgeber dazuzugehören. Dafür danke ich ihm besonders.

Nach dem zweiten Examen war Ulrich Jäger zunächst eine Zeit als Rechtsanwalt tätig, bevor er vor mehr als 30 Jahren Justiziar der Unternehmen der Seghorn AG in Bremen wurde. Außerdem hat er als Dozent sehr gerne praxisorientiert und mit dem ihm eigenen Humor sein Wissen zum Insolvenz- und Zwangsvollstreckungsrecht weitergegeben. Er ist außerdem Mitglied im Vorstand des Deutschen Privatinsolvenzrechtstages und des Rechtsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen e. V. Und dann hat er – ganz allein – ein fulminantes Werk verfasst, nämlich das „Gläubigerhandbuch InsO“, in dem er den Gläubiger bzw. dessen Vertreter an die Hand nimmt und ihm verständlich die Probleme der täglichen Praxis aufzeigt; selbstverständlich, dass Ulrich Jäger stets auch handfeste und solide Lösungsansätze entwickelt hat. Chapeau!

Nun scheidet Ulrich Jäger auf eigenen Wunsch aus dem Kreis der Herausgeber der ZVI aus. Er wird sowohl menschlich als auch fachlich eine Lücke hinterlassen, die nur schwer zu schließen sein wird. Es gibt nicht viele, die das Privatinsolvenzrecht aus der Perspektive des Gläubigers hochkarätig begleiten und analysieren. Bleibt mir nur, ihm, dem lieben Ulrich Jäger, herzlich zu danken – auch im Namen aller Herausgeber und -beiräte sowie im Namen des Verlages.

Ich wünsche Dir, lieber Uli, für Deinen neuen Lebensabschnitt alles Gute, vor allen Dingen Glück & Gesundheit. Vielleicht, wenn es Dir in Bremen einmal langweilig wird, greifst Du ja doch noch mal zur Feder… Und wenn der HSV und Werder Bremen wieder in der ersten Liga spielen, lade ich Dich in den Volkspark ein!

Herzlichen Gruß von Hamburg nach Bremen